Es ist schon eine schöne Tradition geworden, dass mein Fotografen-Kollege Ben Hammer und ich gemeinsam Fotoarbeiten im Q18 Ausstellungsraum im Quartier am Hafen zeigen. Ein paar Jahre haben wir nun aus bekannten Gründen pausiert, aber dieses Jahr konnte uns nichts stoppen. Mitte August war unsere Pop-up Ausstellung für einen Abend zu sehen. Zum ersten Mal stellte ich dort einen kleinen Teil meiner Fotoarbeit „Herbarium“ aus – ein Gemeinschaftsprojekt mit Jan C. Maier und Tobias Becker vom Restaurant maiBeck, die aus allen Pflanzen, die wir gemeinsam gesammelt haben leckere Gerichte zubereitet haben und Johannes J. Arens, der uns bei diesem Projekt textlich begleitet.
„Herbarium: systematisch angelegte Sammlung gepresster und getrockneter Pflanzen und Pflanzenteile.“ (lt. Wörterbuch Oxford)
In ihrer Fotoserie konserviert Jennifer Braun Pflanzen auf ihre eigene Weise – durch die Fotografie. Sie bringt zum Beispiel Bärlauch, Schnittlauch und Veilchen in ihr Studio und schafft dort mit Licht und Formen eine eigene Bühne für die essbaren Pflanzen. Klare Linien und Flächen, die eine architektonische Anmutung bekommen, erinnern an den urbanen Raum, in dem die Pflanzen gesammelt wurden. Hartes Licht und tiefe Schatten stehen im Kontrast zu der Zartheit der Gewächse.
Als zweite Fotoserie zeigte ich die Anfang 2023 in meiner Heimat – der Oberpfalz – entstandene Arbeit „Feldstudien“.
Jennifer Braun inszeniert in ihrer Reihe ‚Feldstudien‘ temporäre Skulpturen auf einer Waldlichtung in Rufweite ihres Elternhauses in der Oberpfalz. Ihr ‚Fotostudio im Freien’ ist für sie ein Ort der Rekreation und Rückanbindung an ihre emotionalen und kulturellen Wurzeln. Betrachter:innen sehen zunächst einen Wirtschaftswald, also einen durch menschliche Eingriffe gestalteten Nutz– und Naturraum.
Mit sparsam eingesetzten Kunstobjekten von unklarer Herkunft und Bestimmung, harmonierend mit den Umgebungsfarben, einem durchgängigen, subtilen Farbkonzept und surrealen Lichtstimmungen schafft Jennifer Braun Bilder, die atmosphärisch zwischen Märchenwald und Kathedrale changieren. Ihre Entscheidung, die Reihe mit rein analogen Mitteln zu fotografieren, fordert aufmerksame Wahrnehmung der gegebenen Lichtverhältnisse, gute Planung der Fotosettings und technisch souveräne Kamerahandhabung. Jede Fotografie der Reihe definiert einen eigenen Andachtsraum, ruhig, aber keineswegs unbelebt. Die Nadelbaumriesen wurzeln still nebeneinander und symbolisieren erdverbundene, überzeitliche Gelassenheit. Aus dem nach oben offenem Raum übergießt silbriges Zwielicht die Szenen mit diffusem Glanz – gerne würde man mit der Hand in die Bilder langen, um danach zu greifen.
(Text: Sabine Klement Kunstvermittlung)
Während meine Fotos sich farblich in der Bandbreite der Erdtöne bewegten wurde es bei Ben Hammer deutlich kräftiger und bunter in den Farben. In seiner Reihe „Arbeitstitel“ kombiniert er Aktfotografien mit überlagerten Farbflächen. Parallel zu den Fotografien war in der Ausstellung auch ein Videoloop zu sehen.